Rahmenkonzept für den ÖPNV

Flächendeckende Busverbindung und pendlerfreundliche Taktung – der öffentliche Nahverkehr soll in Zukunft eine bessere Anbindung an die Schiene bieten und gleichzeitig umfassendere Verbindungen innerhalb des Landkreises schaffen.

In der Sitzung des Umweltausschusses vom 08.06.2021 wurde das Rahmenkonzept für den Personennahverkehr im Landkreis Landsberg vorgestellt. Es bildet die Grundlagen für kommende Planungen und stellt somit ein grobes Gerüst für die Gestaltung des zukünftigen Nahverkehrs dar.

Im Vorfeld wurden verschiedene Daten erhoben und Prognosen erstellt, die für den ÖPNV wichtig sind. So geht man zum Beispiel von einem Bevölkerungswachstum im Landkreis von 3% bis 10% aus. Im Mittel entspricht das einem Zuwachs von 6000 Bewohnern in den kommenden zehn Jahren.

Von Bedeutung ist ebenfalls die Motorisierungsquote im Landkreis, die deutlich über dem Bayerischen Mittelwert von 539 PKW pro 1000 Einwohnern liegt. In den verschiedenen Gemeinden sind die Quoten unterschiedlich – in Kommunen mit ÖPNV-Anschluss niedriger.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Pendlerbewegung: Innerhalb des Landkreises findet hauptsächlich eine Bewegung nach Landsberg statt, weniger zwischen den Gemeinden untereinander. Außerhalb ist erwartungsgemäß München die Hauptanlaufstelle, gefolgt von Augsburg und dem Landkreis Ostallgäu.

Die aktuelle Haltestellendichte im Landkreis ist durchaus positiv zu bewerten – fast 90% der Haushalte befinden sich in deren unmittelbaren Einzugsbereich. Hier geht man standardisiert von einem Radius von 400 Metern Luftlinie aus.

Die Schwachstellenanalyse der Fahrverbindungen ergab, dass der ÖPNV an Feiertagen und nach 19 Uhr kaum mehr präsent ist. Auch sind die Angebote für viele Berufspendler in größeren Gebieten des Landkreises nicht nutzbar, kaum vorhanden oder unattraktiv.

Im Zuge des Rahmenkonzepts wurden Kommunen und Unternehmen zu diesem Thema befragt, auch eine Online-Erhebung wurde durchgeführt. Das Ergebnis ist hierbei nicht überraschend. Die Wünsche sind: eine bessere, schnellere und häufigere Verbindung nach Landsberg und eine umfassendere Anbindung an den Schienenverkehr und an die Nachbarlandkreise. Eine große Mehrheit von 61% ist mit dem bisherigen Angebot unzufrieden oder weniger zufrieden. Der Bedarf an einem zusätzlichen Busangebot ist zu den Stoßzeiten und bis 20.00 Uhr am deutlichsten.

Die allgemeine Zielsetzung des Rahmenkonzeptes ist, aufgrund der Datengrundlage und der Schwachstellenanalyse, den zukünftigen ÖPNV nach Art und Umfang festzulegen. So sieht die Konzeption eine Hauptverkehrszeit von 6.00 bis 9.00 Uhr und von 16.00 bis 20.00 Uhr vor, in der es eine stündliche Taktung der Busse geben soll. Je nach Bedarf und Möglichkeit soll das auch in der Nebenverkehrszeit erfolgen, ansonsten wird auf einen zweistündigen Takt gewechselt. Am Wochenende sollen nach Möglichkeit ebenfalls eine stündliche Taktung erfolgen, allerdings orientiert sich das an dem tatsächlichen Bedarf und an der Finanzierbarkeit.

Analog dazu werden Haupt- und Nebenstrecken eingerichtet, mit einer jeweils unterschiedlichen Taktung auf den Routen. Mindestens stündlich in den Hauptnetzen, alle anderen werden nach Möglichkeit ebenfalls stündlich oder nach Bedarf befahren. Die Hauptstrecken führen netzartig durch den Landkreis: u.a. von Landsberg an den Ammersee, nach Geltendorf, Weilheim und Schongau und nach Mering. Unterstützt werden diese von einem Ergänzungsnetz als Zubringer. Ortschaften ab 900 Einwohner werden besonders berücksichtigt.

Auch die Fahrgastinformation und das Marketing werden im Konzept eingebunden, man strebt auch hier wie in anderen Verkehrsverbünden eine Digitalisierung an, mit mobiler Auskunft und Echtzeitinformation oder Online-Tickets.

Dieses Ziel ist nicht kurzfristig zu erreichen, sondern mittelfristig angelegt, also in einen Zeitraum von etwa vier bis sieben Jahren. Es können auch nicht alle Maßnahmen gleichzeitig verwirklicht werden, sondern man strebt an, diese Zug um Zug zu realisieren. Für einen möglichen Beitritt zum MVV ist der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs nicht zwingend nötig – diese Frage ist noch offen.

Der Rahmenplan wurde als Grundlagen für den zukünftigen Ausbau des ÖPNV einstimmig angenommen.

Kommentar: Die Zustandsanalyse ist nicht überraschend – jede*, die im Landkreis auf den ÖPNV angewiesen ist, kennt seine Schwächen. Daher ist es positiv, das Thema konkret mit dem Rahmenkonzept anzugehen. Bei der Planung wäre es wünschenswert nahe an den Bedürfnissen der Bürger zu bleiben und zum Beispiel am Freitag und Samstag Abend auch genügend Fahrten nach 20 Uhr anzubieten. Bleibt zu hoffen, dass den Worten auch Taten folgen.

Wann kommt der flächendeckende ÖPNV für den Landkreis?
Foto: B90 / Die Grünen