Partnerschaft mit Newala in Tansania

Im Rahmen der kommunalen Entwicklungspolitik, die Entwicklungshilfe nicht von „oben“ über staatliche Institutionen leisten möchte, sondern auf kommunaler Ebene, strebt der Landkreis Landsberg eine Partnerschaft mit dem Distrikt Newala in Tansania an.

Ziel ist es auf diesem Level kleine Projekte zu fördern und voranzubringen, die für die jeweilige Situation vor Ort geeignet sind und den Menschen dort tatsächlich helfen – und somit nachhaltig wirken. Diese kommunale Entwicklungshilfe wird zu 90% vom Bundesentwicklungsministerium finanziert.

Als Richtlinien dienen hierbei die 17 Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung. Darunter z.B. Armut und Hunger eindämmen und Ungleichheiten bekämpfen, Selbstbestimmung der Menschen stärken, Geschlechtergerechtigkeit und ein gutes und gesundes Leben für alle sichern oder Wohlstand für alle fördern und Lebensweisen weltweit nachhaltig gestalten.

Im Konkreten geht es darum, eine Zusammenarbeit auf Landkreis-Ebene aufzubauen. Als potenzieller Partner fiel die Wahl auf den Distrikt Newala in Tansania, auch deshalb, weil der Landkreis z.B. durch das Kloster St. Ottilien bereits enge Beziehungen in diese Region pflegt. Und somit ist man in Gesprächen mit den entsprechenden Behörden vor Ort. Zahlreiche Videokonferenzen und auch schon ein Besuch haben stattgefunden.

Newala ist ein eher ländlich geprägtes Gebiet im Süden des Landes. Es liegt auf dem Makonde-Plateau mit bis zu 900 Metern über dem Meeresspiegel und umschließt eine Fläche von ca. 1600 Quadratkilometern mit ca. 137.000 Einwohner. (Zum Vergleich: der Landkreis Landsberg umfasst rund 800 km2, hat eine Bevölkerung von etwa 123.000 und die Stadt Landsberg befindet sich in 858 Metern Höhe). Die Bewohner*innen versorgen sich in der Regel selbst. Ein großes Problem in der Region ist die zunehmende Abholzung der Wälder. Es besteht hohes Interesse an einer Partnerschaft und bei der Unterstützung verschiedener Projekte. So soll z.B. dort die Infrastruktur weiter ausgebaut werden wie die Verbesserung der medizinischen Versorgung. So sind zwischen 2020 und 2022 laut Distrikt-Verwaltung elf Frauen durch Schwangerschaft und Geburt sowie 84 Neugeborene und 140 Säuglinge verstorben.

Diese dramatischen Zahlen seien zum großen Teil auf schlechte oder mangelnde Infrastruktur oder Ausstattung zurückzuführen. So fehlt es in den Krankenstationen an Strom, Wasser und Ausrüstung. Eine Verbesserung der Situation vor Ort wäre durch eine funktionierende Stromversorgung mittels Solarmodule möglich, aber gleichzeitig ist dafür auch die Ausbildung von Elektriker*innen notwendig. Für dieses Vorhaben wurden bereits 100.000 Euro aus dem Fördertopf „Nachhaltige Kommunalentwicklung durch Partnerschaftsprojekte“ (NAKOPA) bewilligt. Nun müsste der Landkreis Landsberg einen Eigenanteil von 10.000 Euro beisteuern.

Ein anderes Projekt ist bereits am Laufen: der Import von Cashew-Nüssen aus Newala zu fairen Bedingungen. So könne man heute schon im Supermarkt REWE in Landsberg Cashews aus dem Distrikt kaufen. Zehn Cent pro Packung gehen hierbei als Spende an die dortigen Schulen. Darüber hinaus sei auch ein Austausch von Fachkräften auf medizinischem Sektor angedacht. Des Weiteren möchte man die Beziehung zum Distrikt Newala vertiefen und eine Landkreis-Partnerschaft beschließen. Für Mai 2024 ist bereits der Besuch einer Delegation nach Landsberg geplant. Dies sei auch ein guter Anlass Leitplanken für diese Kooperation zu entwickeln.

In der folgenden Diskussion merkt u.a. Alexander Hermann (Die Grünen) an, dass auch die Gemeinde Schondorf sehr gute Erfahrungen mit kommunaler Entwicklungspolitik gemacht haben. Sie selbst unterstützten eine Kommune in Kolumbien. Zwar werden so eher kleinere Projekte realisiert, doch die Hilfen kommen genau dort an, wo sie sollen. Und man habe ein sofortiges Feedback, ob die Maßnahme funktioniere oder nicht. Als Anregung könne man überlegen, ob sich auch die Hilfe-Empfänger*innen mit einem kleinen finanziellen Beitrag beteiligten, wie es inzwischen in vielen anderen Projekten üblich ist.

Der Kreisausschuss befürwortet das Projekt und die Partnerschaft mit dem Distrikt Newala mit 10 zu 3 Stimmen.

Kommentar v. Kilian Fitzpatrick (Kreisrat): Neben der humanistischen oder menschlichen Verpflichtung heraus, den Bewohner*innen in den ärmsten Regionen der Welt zu helfen, spielen natürlich auch andere Überlegungen eine Rolle. Ziel von Entwicklungspolitik ist auch, den Menschen vor Ort eine Perspektive zu bieten, damit sie ihr Leben in ihrer Heimat gestalten können. Auch wirtschaftliche Beziehungen schaffen hier langfristig eine Win-Win-Situation.

Die Erfahrung hat allerdings gezeigt, dass eine pauschale Förderung auf Bundesebene nicht die gewünschten Effekte erzielt und Hilfen zum Teil nicht vor Ort ankommen. Mit dem Strategiewechsel, dies auch auf kommunaler Ebene handzuhaben, werden zwar vielleicht erst einmal kleinere Projekte realisiert, doch diese effektiv und bedarfsgerecht. Auch das unmittelbare Feedback durch die Kommunen auf beiden Seiten ermöglicht eine realistische Planung und Kontrolle. Eine sinnvolle Entwicklungspolitik sollte nicht als Verpflichtung angesehen werden, sondern als Chance – und zwar für beide Seiten.