Bericht aus dem Kreistag – Herbst 2025

Gemeinsamer Antrag gegen Gasbohrung angenommen!

Am 26. Juni 2024 genehmigte das Bergamt Südbayern eine Gasbohrung im Reichlinger Gemeindegebiet („Kinsau 1A“), durchgeführt von der Firma Energieprojekt Lech Kinsau 1 GmbH. Zusammen mit der Genexco GmbH hält das Unternehmen Konzessionen für ein 100 km² großes Gebiet zwischen Lech und Ammersee, in dem bis zu zehn Bohrungen geplant sind. Ein weiteres Grundstück wurde bereits für eine zweite Bohrung gepachtet und ein UVP-Vorprüfungsentwurf an das zuständige Bergamt übermittelt.

Die Projekte riefen in den vergangenen Monaten breite Kritik hervor – von Bürgerinnen und Bürgern wie auch von Kommunen. Im Fokus stehen vor allem Risiken für Trinkwasser, Landschafts- und Klimaschutz, Landwirtschaft, Tourismus und die Lebensqualität der Anwohner.

Vor diesem Hintergrund beantragen die Fraktionen CSU, Unabhängige Bürgervereinigung (UBV) und Grüne im Kreistag Landsberg einen Grundsatzbeschluss:

1. Der Kreistag lehnt die geplanten Gasbohrungen ab, insbesondere „Kinsau 1A“.

2. Der Landkreis stellt keine eigenen Flächen für fossile Fördervorhaben bereit.

3. Er bekennt sich zu einem nachhaltigen Energiemix auf Basis erneuerbarer Energien, Effizienzmaßnahmen und bürgernaher Energiepolitik, wie es im Klimaschutzkonzept längst beschlossen wurde.

4. Die Kreisverwaltung soll die Öffentlichkeit über den Stand des Verfahrens informieren und die Interessen des Landkreises gegenüber den verantwortlichen staatlichen Stellen deutlich machen.

Begründet wird der Antrag mit möglichen negativen Folgen für Umwelt und Bevölkerung sowie dem geringen energiepolitischen Nutzen. Statt fossiler Projekte soll der Landkreis weiter konsequent auf klimafreundliche Lösungen setzen.

In der folgenden emotionalen Diskussion werden Argument für und gegen das Projekt ausgetauscht. U.a. Peter Satzger (Grüne) verweist auf das bereits beschlossene Klimaschutzkonzept des Landkreis, das auf erneuerbare Energien setze. Er betont außerdem, dass es dringend notwendig sei, auf fossile Energieträger zu verzichten und den CO2-Ausstoß zu verringern. Der Beschluss setze nicht nur ein Zeichen, sondern befinde sich vollkommen im Rahmen der Möglichkeiten und Kompetenzen des Landkreises, z.B. wenn es darum gehe, kreiseigene Flächen für die Förderung nicht zur Verfügung zu stellen.

Eine Vertagung dieses Themas, wie von einzelnen Kreisrät*innen gefordert, lehnt der Kreistag ab und befürwortet den Antrag mit deutlicher Mehrheit.

Kommentar von Kilian Fitzpatrick (Kreisrat): Die Annahme des gemeinsamen Antrags von CSU, UBV und Grünen im Kreistag Landsberg ist ein wichtiges und längst überfälliges Signal. In Zeiten, in denen Klimakrise, Wassermangel und der Schutz unserer Lebensgrundlagen immer dringlicher werden, verbieten sich neue fossile Förderprojekte von selbst. Gasbohrungen wie in Reichling gefährden nicht nur unser Grundwasser, sensible Naturräume und die Gesundheit der Menschen vor Ort, sie konterkarieren auch alle bisherigen Anstrengungen beim Ausbau erneuerbarer Energien. Dass drei Fraktionen mit unterschiedlichen politischen Wurzeln gemeinsam ein klares „Nein“ zu fossilen Bohrungen formulieren, zeigt, wie ernst die Lage eingeschätzt wird. Dieses Votum ist mehr als eine symbolische Geste – es ist ein Auftrag, die Energieversorgung in Zukunft konsequent regional, nachhaltig und klimafreundlich zu gestalten.

Neue Müllgebühren – Sperrmüll in Zukunft kostenlos

Der aktuelle Kalkulationszeitraum der Abfallgebühren im Landkreis Landsberg am Lech endet planmäßig zum 31.12.2025. Für den neuen Zeitraum von 2026 bis 2029 wird die Kommunale Abfallwirtschaft weiterhin eigenständig finanziert, um die Gebühren stabil zu halten. Überschüsse oder Defizite aus dem vorherigen Zeitraum wirken sich wie bisher dabei ausgleichend auf die künftigen Gebühren aus.

Der bisherige Zeitraum war durch starke Schwankungen in der Wertstoffvermarktung geprägt, die unter anderem auf internationale Konflikte, Inflation, steigende Energiepreise und Tarifkosten zurückzuführen sind. Neuausschreibungen, etwa für die Müllverbrennung, führten zu höheren Kosten, sichern aber langfristig ausreichende Kapazitäten bis mindestens 2036. Besonders problematisch entwickelte sich der Altkleidermarkt, in dem aktuell Zuzahlungen statt Erlöse anfallen.

Positiv zeigt sich die sehr gute Restmüllqualität, die durch die Verwiegung der Abfälle und die hohe Trennungsquote bei Wertstoffen erreicht wird. Potenzial zur Verbesserung liegt vor allem in der Biomülltrennung, weshalb die Gebühren hierfür nur moderat steigen sollen, um eine stärkere Nutzung zu fördern.

Die Verwaltung schlägt drei Möglichkeiten zur Auswahl vor mit unterschiedlich gestalteten Kostenverteilungen. Nach langer Diskussion entscheidet sich der Kreistag für Variante 2: Hier steigt die Grundgebühr zwar, dafür ist die Anlieferung von Sperrmüll sowie Altholz aus Haushalten kostenlos – für die Abholung gibt es jedoch weiter eine Pauschale. Vorteil hierbei ist die Vereinfachung des Services durch den Wegfall der aufwändigen Sperrmüllkarte. Zusätzliche positive Effekte entstehen hier, wie etwa der kleinere Verwaltungsaufwand oder der geringere Andrang am Abfallwirtschaftszentrum Hofstetten, insbesondere an Wochenenden. Man erhofft sich dadurch auch deutlich weniger unerlaubte Deponierung von Abfällen in der Umwelt.

In der anschließenden Diskussion gab Peter Friedl (Grüne) hinsichtlich sozialer Gerechtigkeit zu bedenken, dass bei kostenlosem Sperrmüll die wegfallenden Gebühren auf alle verteilt werden. In diese Frage stimmt die Grüne Fraktion nicht einheitlich. Für andere ist der Aspekt wichtiger, dass durch die unkomplizierte und kostenlose Handhabung die illegale Müllentsorgung in der Landschaft deutlich zurückgehe. Der Kreistag stimmt mit großer Mehrheit für Variante zwei.

Kommentar von Kilian Fitzpatrick (Kreisrat): Die Entscheidung, Sperrmüll künftig kostenlos anzunehmen, ist ein sinnvoller Schritt. Der Wegfall der komplizierten Sperrmüllkarte vereinfacht den Service spürbar, reduziert Verwaltungskosten und entlastet die Bürgerinnen und Bürger auf diesem Sektor. Gleichzeitig können mit diesem Modell illegale Müllablagerungen wirksam eingedämmt werden. Auch unter dem Aspekt der sozialen Verträglichkeit dar man nicht vergessen, dass die unerlaubte Müllentsorgung in der Natur schließlich am Ende alle bezahlen. In meinen Augen, eine pragmatische Lösung, die Umwelt und Menschen gleichermaßen zugutekommt.

Inklusionspreis für den Landkreis Landsberg

Der Inklusionsbeirat des Landkreises Landsberg am Lech hat in seiner Sitzung im Februar 2025 die Einführung eines jährlichen Inklusionspreises beschlossen. Mit diesem Preis sollen künftig Projekte, Initiativen oder Einzelaktionen ausgezeichnet werden, die sich in besonderer Weise für ein barrierefreies Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung einsetzen. Ziel ist es, vorbildliches Engagement sichtbar zu machen und die gesellschaftliche Teilhabe im Landkreis zu stärken.

Der Inklusionspreis richtet sich sowohl an Einzelpersonen als auch an Gruppen, die im Landkreis ansässig sind oder deren Tätigkeitsschwerpunkt hier liegt. Eine eigens eingesetzte Arbeitsgruppe des Beirats hat die Richtlinien für die Vergabe ausgearbeitet.

Der Preis ist mit insgesamt 5.000 Euro dotiert. Diese Summe kann entweder an ein Projekt vergeben oder auf mehrere Preisträger aufgeteilt werden. Finanziert wird der Betrag durch eine Förderung der Sparkasse Landsberg, die damit das Anliegen des Beirats unterstützt. Zusätzlich stellt der Landkreis 2.000 Euro für die Ausgestaltung und die feierliche Preisverleihung im Haushalt bereit.

Mit dem neuen Inklusionspreis setzt der Landkreis ein wichtiges Signal: Engagement für Barrierefreiheit und gesellschaftliche Teilhabe soll gewürdigt, gefördert und dauerhaft in den Mittelpunkt gestellt werden.

Kommentar: Der neue Inklusionspreis ist ein starkes Signal für gelebte Teilhabe im Landkreis. Mit ihm wird sichtbar gemacht, wie wertvoll das Engagement vieler Menschen für Barrierefreiheit und Miteinander ist. Besonders erfreulich ist, dass nicht nur große Initiativen, sondern auch kleinere Projekte und Einzelpersonen eine Chance auf Anerkennung haben. So entsteht Wertschätzung, die motiviert und gleichzeitig die Vielfalt der Ideen im Landkreis sichtbar macht. Ein Gewinn für alle.

Partnerschaft mit Newala – die Highlights

Seit März 2024 besteht eine offizielle Partnerschaft zwischen dem Landkreis Landsberg und dem Distrikt Newala in Tansania. Der Kreistag hatte diesen Schritt mit großer Mehrheit beschlossen, um kommunale Entwicklungspolitik zu fördern.

Anders als klassische Entwicklungshilfe von staatlicher Seite setzt dieser Ansatz auf Projekte vor Ort, die direkt auf die Bedürfnisse der Menschen zugeschnitten sind. 90 Prozent der Finanzierung übernimmt das Bundesentwicklungsministerium, Grundlage sind die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen.

Schwerpunktbereiche sind Gesundheit, Bildung und Armutsbekämpfung. Ein erstes erfolgreiches Beispiel ist die Ausstattung eines Gesundheitszentrums in Newala mit Solaranlagen, Batteriespeicher, sanitären Einrichtungen und fließendem Wasser. Parallel werden Elektriker*innen ausgebildet, die die Anlagen warten und so eine langfristige Versorgung sichern.

Auch private Initiativen tragen zur Partnerschaft bei: Ein Unternehmer aus dem Landkreis importiert fair gehandelte Cashew-Nüsse aus Newala, die mittlerweile bei REWE in Landsberg erhältlich sind. Zehn Cent pro Packung fließen direkt an Schulen im Distrikt. Da Cashews die wichtigste Einkommensquelle der Region sind, bietet dieses Projekt faire Perspektiven.

Darüber hinaus läuft ein Austausch im medizinischen Bereich, etwa mit dem Klinikum Landsberg. Er soll dazu beitragen, dass die Ausbildung von Fachkräften in Newala künftig auch in Arbeitsmöglichkeiten mündet – eine Chance für beide Seiten.

Zudem engagieren sich die Gemeinden Windach und Eresing mit Projekten zur Frauen- und IT-Bildung. Begleitende Veranstaltungen im Landkreis, wie ein Wettbewerb um die schönsten Kalebassen oder Vorträge zu Konsum und Müllexporten, stoßen auf große Resonanz. So wächst die Partnerschaft Schritt für Schritt – lebendig, konkret und nachhaltig.

Kommentar von Kilian Fitzpatrick (Kreisrat): Die Partnerschaft mit Newala ist ein starkes Zeichen für gelebte Verantwortung auf kommunaler Ebene. Statt abstrakter Entwicklungshilfe entstehen hier konkrete Projekte, die Menschen direkt vor Ort helfen – von der Gesundheitsversorgung über Bildung bis hin zum fairen Handel. Dass sich auch Gemeinden, Unternehmen und Bürger im Landkreis engagieren, zeigt: Nachhaltigkeit funktioniert am besten im Miteinander. Ein gelungenes Beispiel, wie globale Solidarität lokal wirken kann.

Abschied von Annunciata Foresti: Viermal Kreiskulturtage gestaltet

Annunciata Foresti, langjährige Organisatorin der Kreiskulturtage im Landkreis Landsberg, verabschiedet sich nach vier erfolgreichen Ausgaben. Die letzten Kulturtage unter ihrer Leitung fanden im Mai 2025 statt und standen unter dem Motto „Licht und Schatten“.

Das Thema wurde künstlerisch und gesellschaftlich vielseitig aufgegriffen – mit Theateraufführungen, Installationen, Ausstellungen, Konzerten und Lesungen. Bereits im Vorfeld sorgte ein Fotowettbewerb für Jugendliche für große Resonanz.

Die Kulturtage, die bewusst Kunst in den öffentlichen Raum bringen, setzten deutliche Zeichen – etwa mit der Herz-Skulptur von Guido Weggenmann vor dem Landratsamt. Der Auftakt im Stadttheater mit einem Varieté-Abend markierte den Beginn einer Veranstaltungsreihe, die sich über den gesamten Landkreis verteilte. So gab es etwa eine Lesung von Lea Weigand zum Thema Demenz im Landratsamt, Konzerte im Seniorenheim Vilgertshofen und im Monopterus in Dießen oder ein besonderes Konzert in der Kapelle des Klinikums, das ins gesamte Haus übertragen wurde.

Die dezentrale Struktur der Kulturtage erwies sich erneut als großer Vorteil und wurde von der Presse positiv hervorgehoben. Im Anschluss knüpften die Kreisjugendtage mit demselben Thema an. Foresti betont zum Abschied die gute Zusammenarbeit mit Verwaltung und Landrat und blickt dankbar auf eine eigenständige, lebendige Kulturreihe zurück.