Pilotprojekt – QuartierPflege

In der heutigen Sitzung tagt der Senioren- und sozialpolitische Ausschuss zusammen mit dem Kreisausschuss:

Auch im Landkreis Landsberg findet der demographische Wandel statt, und es gibt immer mehr ältere Menschen, die auf pflegerische Unterstützung angewiesen sind. Doch auf der anderen Seite fehlen Pflegeplätze und Fachpersonal. Hinzu kommt, dass die Möglichkeiten der privaten, bzw. familiären Pflege weitestgehend ausgereizt sind. Als Lösungsansatz steht hier nun die sorgende Gemeinschaft im Mittelpunkt mit kleinräumigen, individuellen Unterstützungsansätzen.

Letztlich müssen alternative Strukturen gebildet werden, da auch im Landkreis die Pflegesituation zunehmend schwieriger wird. Hauptgrund hierfür sei maßgeblich der Fachkräftemangel. Durch die fehlende Auslastung und der generell gestiegenen Kosten seien schon einige Unternehmen in diesem Bereich an ihre wirtschaftlichen Grenzen gekommen.

Der Verein Gesellschaft für Gemeinsinn e.V. stellt nun sein neues Konzept „QuartierPflege“ vor. Sie biete hier eine Möglichkeit, einerseits die Betreuung von Pflegebedürftigen zu verbessern und andererseits die Unternehmen zu entlasten. Damit soll diese Lücke in der Versorgung mit finanzierbaren Maßnahmen geschlossen werden. Es befinden sich bereits darüber hinaus einige Pilotprojekte, z.B. in Leipzig, in der Testphase.

Nun sollen in der Gemeinde Geltendorf und im Landsberger Stadtteil Erpfting ebenfalls dieses Konzept erprobt werden. Weitere Kommunen im Landkreis haben bereits Interesse bekundet. Es sieht vor, in einem sogenannten Quartier, das aus etwa 1500 Menschen besteht, eine niederschwellige Versorgung von 75 bis 100 Pflegebedürftigen zu realisieren. Dabei soll hauptsächlich auf Laien, sprich Angehörige oder Nachbarn, zurückgegriffen werden, die dann Bereiche wie Fürsorge, Hauswirtschaft und Grundpflege übernehmen – natürlich in klarer Abgrenzung zur Behandlungspflege, die nach wie vor durch Fachpersonal erfolgt.

Wichtig ist an dieser Stelle, dass die Laienpfleger*innen für ihre Leistungen bezahlt werden. Eine App dient hierbei als Koordinationswerkzeug. Langfristig sollen die Leistungen der QuartierPflege durch die Pflegeversicherung finanziert werden. Zusammenfassend steht das Modell also für eine professionalisierte Laienpflege.

Auf diese Weise könnten gerade auch Demenzkranke oder Menschen mit Behinderung besser unterstützt werden. Mit der entgeltlichen Beschäftigung könne man ebenfalls das nachbarschaftliche Potenzial besser ausschöpfen. Es besteht außerdem die Möglichkeit, die QuartierPflege mit offener Seniorenarbeit zu verknüpfen und dabei vorhandene Strukturen mit zu nutzen.

Die Gesellschaft für Gemeinsinn e.V. soll nun in einer Testphase für fünf Jahre unterstützt werden. Die Kosten belaufen sich im ersten Jahr auf 90.000 Euro, in den folgenden 50.000 Euro. Auch sollen weiter Fördermöglichkeiten wie z.B. durch das Bundesamt für Pflege in Anspruch genommen werden. Danach soll die QuartierPflege komplett aus Mitteln der Pflegeversicherung finanziert werden.

In der folgenden Diskussion merkt u.a. Peter Friedl (B90/Die Grünen) an, dass er den Pilotversuch im Kern positiv sehe und möchte wissen, ob es aus den bisherigen Unternehmungen in Leipzig verwertbare Erkenntnisse gebe. – Man wies darauf hin, dass in Leipzig noch die Erprobungsphase laufe, könne aber bereits einige Erfolge verbuchen. Auch die dort gewonnenen Erkenntnisse wären für die Durchführung im Landkreis Landsberg von Vorteil.

Die Abstimmung im Senioren- und sozialpolitische Ausschuss findet eine Mehrheit mit einer Gegenstimme. Der Kreisausschuss befürwortet das Vorhaben mit zwei Gegenstimmen.