Geplant: Kündigung Beratungsstelle von SOS-Kinderdorf

Der SOS-Kinderdorf e. V. betreibt seit 1979 eine Beratungsstelle in Landsberg am Lech, die Kinder, Jugendliche und Eltern bei Erziehungsfragen, familiären Problemen sowie Trennungen unterstützt. Die Beratungsstelle ist mit Sozialpädagogen und Psychologen besetzt, um eine fachliche Beratung zu gewährleisten. Der Landkreis finanziert die Einrichtung anteilig und hat für 2025 einen Zuschuss von maximal 595.182 Euro bewilligt.

Nun argumentiert die Verwaltung, dass aufgrund geänderter Vergaberechtsvorschriften ab einem Schwellenwert von 750.000 Euro innerhalb von vier Jahren eine öffentliche Ausschreibung erforderlich sei. Da die voraussichtlichen Kosten über 2,4 Millionen Euro liegen, sehe der Landkreis Landsberg am Lech die Notwendigkeit einer Ausschreibung. Diese Einschätzung werde durch ein Gutachten einer spezialisierten Kanzlei gestützt.

Das Amt für Jugend, Familie, Soziales und Bildung schlägt nun vor, den Vertrag mit dem SOS-Kinderdorf zum 31. Dezember 2025 zu kündigen, um eine Ausschreibung für den Betrieb der Beratungsstelle ab 2026 zu ermöglichen. Auch der bisherige Träger könne sich ja an der Ausschreibung beteiligen. Des Weiteren sollen zukünftige Beauftragungen auf maximal sechs Jahre befristet werden, um eine regelmäßige Überprüfung und Wettbewerbstauglichkeit sicherzustellen.

In der anschließenden Diskussion kommt zur Sprache, dass alle mit den Leistungen der SOS-Kinderdorf-Beratungsstelle hoch zufrieden seien und keinen Grund sehen, etwas an der jetzigen Lage zu ändern. Auch wird angemerkt, dass eine Ausschreibung nicht für laufende Verträge gelte. Also sei hier kein Bedarf zur Kündigung. U.a. Renate Standfest (Grüne) bekräftigt noch einmal, dass die SOS-Stelle Arbeit von hervorragender Qualität leiste und seit 45 Jahren in diesem Bereich anerkannt sei. Es mache auch einen Unterschied, ob eine Beratungsstelle von einem vertrauten und bekannten externen Anbieter betrieben werde, oder ob diese eventuell in das Landratsamt eingegliedert werde.

Der Kreisausschuss lehnt das Vorhaben mit großer Mehrheit von 9:4 Stimmen ab.

Kommentar v. Kilian Fitzpatrick (Kreisrat): Ohne Not eine hervorragende und anerkannte Beratungsstelle zu schließen wäre ein gravierender Fehler – was die große Mehrheit im Kreisausschuss auch genauso sieht. Das finanzielle Argument greift hier nicht, denn es ist nicht gesagt, dass man einen günstigeren Anbieter mit gleicher Qualität überhaupt finden würde. Und dieser müsste sich erst einmal über Jahre hinweg etablieren und verlorenes Vertrauen erst einmal wieder aufbauen. Und apropos Finanzen: Einerseits hat man wohl überhaupt keine Probleme damit ein neues Landratsamt für 120 Millionen Euro (plus!) auf das Penziger Feld zu stellen, aber auf dem sozialen Sektor soll jeder Cent umgedreht werden. Bürgerfreundlichkeit sieht anders aus.