Im März 2024 beschloss der Kreistag mit großer Mehrheit eine Partnerschaft zwischen dem Landkreis Landsberg und dem Distrikt Newala in Tansania. In diesem Rahmen, der sog. kommunalen Entwicklungspolitik, soll Entwicklungshilfe nicht von „oben“ über staatliche Institutionen geleistet werden, sondern auf kommunaler Ebene.
Ziel ist es auf diesem Level kleine Projekte zu fördern und voranzubringen, die für die jeweilige Situation vor Ort geeignet sind und den Menschen dort tatsächlich helfen – und somit nachhaltig wirken. Diese kommunale Entwicklungshilfe wird zu 90% vom Bundesentwicklungsministerium finanziert. Als Richtlinien dienen hierbei die 17 Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung. Besonders im Fokus stehen aktuell die Bereiche Gesundheit, Bildung und Armutsbekämpfung.
Im Zuge dieser Landkreispartnerschaft und der Entwicklungshilfe durch das Bundesministerium werden verschiedene Projekte unterstützt: So fehlt es in den Krankenstationen an Strom, Wasser und Ausrüstung. Eine Verbesserung der Situation vor Ort wäre durch eine funktionierende Stromversorgung mittels Solarmodule möglich, aber gleichzeitig ist dafür auch die Ausbildung von Elektriker*innen notwendig. Für dieses Vorhaben wurden bereits 100.000 Euro aus dem Fördertopf „Nachhaltige Kommunalentwicklung durch Partnerschaftsprojekte“ (NAKOPA) bewilligt. Die Distriktverwaltung verfasste daher in Absprache mit dem Landratsamt vor Kurzem einen Ausschreibung. Aus mindestens drei Angeboten soll nun ein geeigneter Anbieter ausgewählt werden. Zuerst sollen Renovierungsarbeiten voraussichtlich im September beginnen., danach erfolgt die Ausschreibung für das Solar-Projekt inklusive Ausbildung von Elektriker*innen. Bis Ende 2025 sollen alle Baumaßnahmen abgeschlossen sein.
Ein anderes privates Projekt durch einen Unternehmer aus dem Landkreis ist bereits am Laufen: der Import von Cashew-Nüssen aus Newala zu fairen Bedingungen. So könne man heute schon im Supermarkt REWE in Landsberg Cashews aus dem Distrikt kaufen. Zehn Cent pro Packung gehen hierbei als Spende an die dortigen Schulen.
Darüber hinaus wird auch ein Austausch von Fachkräften auf medizinischem und pflegerischen Sektor angedacht. In Nevala ist derzeit das Problem, dass zu viele Fachkräfte ausgebildet werden, die nur schwerlich oder meistens gar keine Arbeitsstelle finden. So könne auf diese Weise eine Win-Win-Situation entstehen. Konkret werde in Kürze eine Krankenpflegerin aus Nevala im Klinikum Landsberg ein Praktikum absolvieren.
Im Mai 2024 besuchte darüber hinaus eine Delegation aus dem Distrikt Newala den Landkreis, darunter der Vorsitzende des dortigen Kreistages sowie Verwaltungsmitarbeitende und Künstler. Auch diese Kosten übernahm zu 90% das Bundesministerium.
Neben dem gegenseitigen Austausch besuchten die Gäste u.a. auch das Kreiskrankenhaus, das Kloster St. Ottilien oder den Hof von Johann Drexl in Kaufering. Höhepunkt des Delegations-Besuchs war die Unterzeichnung des gegenseitigen „Memorandum of Understanding“ am Bayerisch-Tansanische Abend am 11. Mai.
Nun soll das Projekt bis 2026 weiter geführt werden. Das Entwicklungministerium übernimmt hier 75% der Kosten. Somit fallen für den Landkreis 44.000 Euro an. Der Kreisausschuss befürwortet die Fortsetzung des Projekt mehrheitlich mit 10 zu 3 Stimmen.
Kommentar von Kilian Fitzpatrick (Kreisrat): Schon jetzt nach zwei Jahren zeigt sich, dass dieser Ansatz, auf kommunaler Ebene Entwicklungshilfe zu leisten, sehr effektiv ist. Mit vergleichsweise wenigen Mitteln finden hier deutliche Verbesserungen für die Lebensumstände der Menschen in Nevala statt. Wie es dann ab 2026 weitergeht, ist allerdings noch nicht klar. Wünschenswert wäre eine kontinuierliches und langfristiges Engagement.